Herausforderungen in der (interkulturellen) Elternarbeit erkennen und konstruktiv nutzen

Wie kann eine partnerschaftliche Kommunikation auf Augenhöhe mit Eltern (aus verschiedenen Kulturkreisen) initiiert und aufrechterhalten werden?
Diese Frage stellen sich wohl viele Pädagog:innen in ihrer täglichen Arbeit.
Veronika Lippert, Obfrau der Elternwerkstatt in Wien, weiß aus eigener langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Eltern, wo eine Antwort darauf entstehen und gefunden werden kann.

„Geht´s den Eltern gut, geht´s auch den Kindern gut“, sagt Veronika Lippert. Und wenn wir wissen, was wir (oder Eltern) brauchen und wie wir das Gebrauchte erreichen, dann haben wir schon angefangen mit dem „gut gehen lassen“.

Mit einer gedanklichen Reise in die eigene Kindheit begann daher ein kurzweiliger und spannender Mittwoch kurz vor Beginn eines neuen Schuljahres für die Volksschullehrer:innen des Campus Mirabell. Denn wie so oft beginnen die Wege, auf denen die Antwort(en) auf diese und weitere Fragen zu finden sind in uns selbst und unserer eigenen Geschichte.

Beim „Power Walk“ zeigt sich besonders deutlich, wie Menschen mit verschiedenen sozialen Herkünften im Alltag begegnet wird, welche Chancen sie haben oder nicht haben und vor allen Dingen, wie sich diese Erfahrungen in den Schuhen eines anderen anfühlen.
Teilnehmer:innen erhielten Rollenkärtchen und bemerkten, wir sind zwar alle gleich, doch manche sind noch gleicher – zumindest was deren Möglichkeiten anbelangt.

Ich muss begreifen wollen, wo ich stehe, wie ich dorthin gelangt bin und was die Dinge, die ich bis hierher erlebt habe für mich bedeuten. Erst dann kann ich den Blick öffnen und meinem Gegenüber zuwenden – von woher auch immer dieser kommen mag.

Freilich, der Umgang mit (noch) fremden Einstellungen, Verhaltensweisen, Traditionen, Religionen und nicht zuletzt Sprachen stellt jede:n zunächst vor Herausforderungen. Gerade für Lehrer:innen in besonderer Art und Weise, wo doch vorausgesetzt wird, dass sich alle Beteiligten, Lehrer:innen wie Eltern, bereits am gleichen Ort befinden und in dieselbe Richtung marschieren und das meistens in einem mehr als zügigen Tempo. Da bleiben einige schnell auf der Strecke und „beide Seiten“ müssen Extrameter laufen. Wo also kann dieser Ort sein, an dem sich Lehrer:innen und Eltern treffen, und in dem sie bei aller Verschiedenheit doch gleich sind?

Die höchste Ehre aber und die tiefste Dankbarkeit können Sie mir erweisen, wenn Sie dahin schauen, wohin ich deute – auf das Kind.
~ Maria Montessori ~

(Interkulturelle) Elternarbeit braucht Zeit und Hingabe.
Um Eltern als Partner auf Augenhöhe zu gewinnen, sollten Lehrer:innen beginnen, diese als kompetente Verbündete zu sehen. Mit einem gemeinsamen Anliegen, das eigentlich auf der Hand liegt, doch im fordernden Alltag manchmal herunterfällt, kann ein gemeinsamer Weg durch das Schuljahr dann beginnen. Und wenn dabei (fast) alle gemeinsam und in einem einigermaßen gemütlichen Tempo gehen (20% verliert man immer ;)), kann man die Zeit gut nutzen, sich ein wenig kennenzulernen und spüren was man selbst und das Gegenüber zum Weitermachen braucht. Und weiter geht es so oder so. Der Weg, den diese Zusammenarbeit bereitet, ist der Grundstein für einen sicheren Pfad, dem die Kinder wiederum folgen und auf dem sie aufgefangen werden können, wenn sie stolpern.

Wussten Sie zum Beispiel, dass die Bildungsnähe und damit die Orientierung der Eltern doppelt so schwer auf den Lernerfolg der Kinder wiegt wie der Beitrag der Wissensvermittlung in der Schule (siehe dazu)? Damit Bildungsarbeit nicht zur Sisyphusarbeit wird, braucht es also die Beteiligung aller. Ein Tipp dabei von der Expertin: Aufgaben gilt es gezielt zu delegieren, wichtige Infos nach Möglichkeit in leicht bekömmlichen Häppchen zu teilen!

Mit leckeren Häppchen wurden Veronika Lippert & das Menschenrechtsschulteam an diesem Tag auch begrüßt.
Hier zum Beispiel genießt Josef Mautner einen saftig-leckeren, selbstgebackenen Kuchen.

Und wie geht das nun konkret mit der erfolgreichen Elternarbeit?
Neben einem Funken Neugierde oder zwei, drei Portionen Mut und einer Prise prinzipientreuer Gelassenheit des Lehrkörpers, können Räume helfen die zur Begegnung einladen. Es braucht dazu eine wohlwollende Grundhaltung in der Kommunikation klarer Grenzen. Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn ein Elterngespräch? Das hilft wohl niemanden, schon gar nicht Ihrem Kind, liebe Eltern.
Dann doch lieber bei einem Stückchen Kuchen im Elterncafé austauschen oder in vertraulichen Angelegenheiten zur Sprechstunde einladen. Denn am Ende des Tages heißt Elternarbeit auch und vor allen Dingen, Beziehungsarbeit und dafür braucht es Ruhe, Zeit, Verständnis und die Bereitschaft einander zu begegnen – vielleicht ja auch bald bei einem bunten Fest der Kulturen!

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.
~ Meister Eckhart ~

Einige Stimmen aus dem Kollegium zur schulinternen Lehrer:innenfortbildung (SchiLF) „Interkulturelle Elternarbeit“ zur Frage, was ihnen die Fortbildung gebracht hat:

  • Gute Beispiele und Ideen für die interkulturelle Elternarbeit
  • Positive Einstellung, Denkanstöße
  • Offenheit gegenüber dem Thema, neue Sichtweisen
  • Motivation, Sachen auszuprobieren
  • Andere Kulturen und Menschen in ihrer jeweiligen Situation besser verstehen durch persönliche Beispiele
  • Neuen Mut für die Elternarbeit im kommenden Schuljahr

Und was es jetzt noch braucht?

Weitere Vernetzung in und außerhalb des Kernteams, Unterstützung, Vertiefung und konkrete Planung – ein Glück, dass der gemeinsame Menschenrechtsschulweg im Andräviertel gerade erst begonnen hat!
Im Verlauf der nächsten zwei Jahre begleitet das Menschenrechtsschulteam die Reflexion und Weiterentwicklung der Elternarbeit und weiterer Themen am Campus Mirabell.

Veronika Lippert zeigt Wege auf, um zwischen Eltern und Lehrer:innen, „deiner“ und „meiner“ Kultur stabile und flexible Brücken zu bauen. Dabei immer im Blick: Die eigenen, wie auch die Bedürfnisse des Gegenübers, denn irgendwo müssen die Brücken ja Halt finden!

Zuletzt und mit den Worten einer teilnehmenden Lehrerin:

„Es war ein sehr abwechslungsreicher und kurzweiliger Tag.
Vielen Dank für den tollen Vortrag und Ihr Engagement!“  

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