Danke an die SOB und das Kolleg für Sozialpädagogik

Seit 2018 arbeitete das Steuerungsteam an den „Caritas-Schulen“ in Elsbethen an der schulischen Menschenrechtsidentität. In diesem Zeitraum fanden zahlreiche Workshops statt, auch die Studierenden konzipierten selbst einen Workshop für die Partnerschule in Liefering. Außerdem gestalteten die Studierenden „Menschenrechts-Regenschirme“, die mehrmals ausgestellt wurden und beteiligten sich zuletzt an der online-Diskussion „Corona und die Menschenrechte“. Doch der Prozessabschluss ist nur ein Anfang der Zusammenarbeit, sind sich die Beteiligten beim gemütlichen Miteinander im Rahmen eines Menschenrechts-Cafés einig. Einige Eindrücke der verschiedenen Aktivitäten im Prozesszeitraum konnten zum Ende des Schuljahres 2022 auf Wandpostern Revue passieren:

Theaterpädagogischer Workshop am Campus Mirabell

„Theater ist die Fähigkeit sich selbst im Tun zu beobachten.“ (Augusto Boal)

Mit diesem Verständnis von Theater startete am 13. Mai der theaterpädagogische Workshop im Rahmen einer schulübergreifenden Fortbildung an der Volks- und Mittelschule des Campus Mirabell. Teilhabe, Nicht-Diskriminierung, Solidarität – diese Begriffe sollten anhand verschiedener Übungen reflektiert und greifbar gemacht werden. Armin Staffler, Politologe und Theaterpädagoge aus Tirol, führte die rund 50 teilnehmenden Lehrer:innen und Projektbeteiligten durch den Dschungel der Erfahrungen dieser menschenrechtlichen Abstraktionen eines konstruktiven Miteinanders auf Augenhöhe. Im Anschluss hieß es sacken lassen, austauschen und den Tag gemeinsam ausklingen lassen bei einem Get2gether der Kollegien.

Ein Schlüssel wird zur Sonne, ein Bleistift zur Gitarre, eine Wasserflasche zum Blumenbeet und aus zwei Kollegien wird im Perspektivenwechsel eins.

Nach mehr als zwei Jahren der Pandemie einhergehend mit vielen Fragen und zusätzlichen Anforderungen im schulischen Alltag, Wechsel in den Kollegien und Unsicherheit im Schuljahresverlauf für die Kinder, Eltern und auch Pädagog:innen kamen die Teilnehmenden anhand einer dynamischen Kennenlernübung im Raum an, denn nur hier findet Begegnung statt, der Ausgangspunkt einer jeden Erfahrung. Und um Erfahrungen, persönliche Erfahrungen im professionellen Tun, die um die zentralen Begriffe des Workshops und damit des Menschenrechtsschulprozesses kreisen, geht es an diesem verregneten Nachmittag in der Turnhalle des Campus. Was heißt Teilhabe für mich? Welche Erfahrungen im schulischen Alltag kann ich hinsichtlich (Nicht-)Diskriminierung erinnern und teilen? Wo beginnt Solidarität für mich und was heißt es, geschwisterlich miteinander umzugehen? Welche Erfahrungen aus menschenrechtlicher Sicht prägten meine berufliche Laufbahn im System Schule? Wo sehe ich meinen Platz auf dem Weg zur Menschenrechtsschulidentität? Wie kann eine Menschenrechtsschule aussehen? Diese Fragen können für die Lehrer:innen am Campus Mirabell nicht abschließend beantwortet werden, denn Menschenrechtsschulprozesse entwickeln sich aus der Teilgabe der Beteiligten – das Bild, das entsteht, zeichnen somit die Lehrer:innen selbst.

Menschenrechte sind verführerisch? Sie sind standhaft? Sie sind angriffslustig? Die Verführung liegt in der Utopie, die zwar nicht erreicht werden kann, jedoch Orientierung bietet – gerade zu Krisenzeiten.
Menschenrechtliche Erfahrung ist manchmal schwer in Worte zu fassen, denn sie ist weniger Wort als Haltung. Anhand von dyadischen Skulpturen erarbeiteten die Teilgebenden so dialektische Haltungen, die ihre Beziehung zum menschenrechtlichen Schulprozess widerspiegeln.

Bedeutet die Ethik menschenrechtlicher Haltung, sich von Streit und Verschiedenheit abzuwenden und stets nach Harmonie zu streben? Ganz im Gegenteil, sie bedeutet die verschiedensten Facetten wahrzunehmen und zuzulassen. Menschenrechte erleben heißt und handeln bedeutet, sie streitbar werden zu lassen. Meinungsverschiedenheiten und -veränderungen zu sehen und Grenzen des Streits zu akzeptieren oder wenigstens zu tolerieren. Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten im Fluss zu bleiben, sich gegenseitig eine Hand zu reichen, Halt zu geben, aufzufangen, auszuruhen oder die Richtung zu ändern und Stopp zu sagen. Zu erkennen, wann menschenrechtsorientierte Handlungsalternativen fehlen und diese zu zeigen, vorzuleben aus einer inneren Haltung heraus, aneinander zu ziehen und doch in die gleiche Richtung zu schauen (Foto 2 unten). Alles im Blick des eigenen Beobachters, mit der Erkenntnis an diesem Nachmittag: „Frieden ist ein Verb.“ (Wolfgang Dietrich: Der die das Frieden, Springer VS, 2021)

Was sicherlich hilft im schulischen Alltag und im Leben, ist eine Portion Humor und viel Freude. Das hatten viele der Beteiligten an einem kurzweiligen Nachmittag und in der Beschäftigung mit dem eigenen menschenrechtlichen Verständnis und dem „Hineinspüren“ aus Beobachterperspektive. Wie sich die Verbindung der Begriffe Teilhabe (oder Teilgabe?), (Nicht-)Diskriminierung und Solidarität mit den Skulpturen und Haltungen anfühlt zu erleben und sich in dieser Begegnung kennenzulernen.

Menschenrechte sollten dabei nicht erbettelt, sondern als Handlungsmaxime für sich und andere eingefordert werden. Dazu muss der Blick weiter gefüllt werden mit Wissens- und Erfahrungsbausteinen. Und kann dann in einer dynamischen Auseinandersetzung mit Menschenrechten, dem Miteinander und dem Gegenüber gefeiert werden.

Um diese eigenen Handlungsspielräume zu erkennen und zu erweitern, entstand an dem Nachmittag und seiner Reflexion im Steuerungsteam der Wunsch, mehr über menschenrechtliche didaktische Zugänge zu erfahren. Eine mehrteilige SCHÜLF im kommenden Semester zu Menschenrechtsschulprozessen, menschenrechtliche Didaktik und Methoden, sprachsensiblen Unterricht und Vernetzung im Sozialraum wird derzeit geplant, um auf das gemeinsame menschenrechtliche Zusammenrücken und Auseinandersetzen in dieser schulübergreifenden Vernetzung aufzubauen. Außerdem entstand in seiner Folge die Idee einer Arbeitsgruppe für Partizipationsstrukturen innerhalb der Kollegien.

Ein herzlicher Dank an Armin Staffler für das Hindurchführen durch das Beobachten des eigenen menschenrechtlichen Denkens und Handelns an diesem Nachmittag!

Ausbildungszentrum (ABZ) St. Josef

Im April 2022 fand das erste Treffen zwischen der Projektgruppe, Vertreter_innen der Plattform Menschenrechte und Lehrerinnen des Ausbildungszentrums St. Josef statt. Schnell wurde klar, dass eine Zusammenarbeit von beiden Seiten angestrebt wird und gemeinsame Visionen entwickelt werden können. Die katholische Privatschule für Mädchen zeichnet sich durch vielfältige und praxisorientierte Bildungswege aus, die auf Gastronomie, Medizin und Unternehmertum vorbereiten. In einem gemeinschaftlichen Klima sollen alle Schülerinnen Wertschätzung für sich und andere spüren und leben lernen und dabei, wie die Hirnforschung zeigt, in positiver Atmosphäre leichter lernen zu können. Die Konzepte zielen dabei auf nachhaltiges Handeln ab und sollen den verantwortungsvollen Umgang im Miteinander stärken. Ideale Voraussetzungen also, um Menschenrechte erlebbar zu machen.

So wurde die Kooperation im Mai 2022 fixiert und der Projektstart mit Beginn des kommenden Schuljahres im September festgelegt. Dabei liegen die Schwerpunkte nach einer ersten Reflexion innerhalb der Steuerungsgruppe auf Partizipation, Frauenrechte und stadtteilübergreifende Vernetzung. Die Weiterentwicklung und Vernetzung von Bildungs- und Arbeitsangeboten für Migrantinnen mit neuen Projektpartnerinnen soll ab Herbst geplant werden. In einer Projektgruppe mit Schülerinnen und der Ausarbeitung und Durchführung eines Partizipationsprojektes im kommenden Jahr wird der Menschenrechtsschulprozess für die Schülerinnen eingeführt werden.

Erstes Steuerungsteam am ABZ mit Gabriela Wiednig, Christa Hausbacher (ABZ St. Josef), Pepo Mautner und Uschi Liebing (Projektverantwortliche).
Erstes Arbeitstreffen von Schülerinnen mit Franziska Kinskofer,
                         Projekt Menschrechtsschulen in der Stadt Salzburg

Ausbildungszentrum St. Josef
des Vereins der Schwestern vom Guten Hirten für Bildung und Erziehung
Hellbrunner Straße 14, 5020 Salzburg • Tel. 0662/842177 • Fax. 0662/842177-32
E-Mail: office@abz-stjosef.at  • 501449 • Homepage: http://www.abz-stjosef.at

Blogdiskussion von Studierenden der Caritas-Schulen

zum Thema „Pandemie: meine persönliche Situation und menschenrechtliche Gesichtspunkte“

31.01.2022

EINLEITUNG – ZUM PROJEKT

Knapp 700 Tage. So lange ist es her, seit bekannt wurde, dass auch in Österreich ein Mensch an Covid19 erkrankte. Wir erinnern uns an die Bilder vor zwei Jahren, als die Angst schon Einzug gehalten hatte, bevor dieser bekannt wurde. Wir erinnern uns an bewegte und bewegende Bilder von Menschen in Italien, die in Gängen von Krankenhäusern auf eine Behandlung warteten und unter Umständen dabei starben. Schrecklich für sie und deren Angehörige, das steht außer Frage.
Ich kann mich gut erinnern, zu Neujahr 2021 saß ich mit meinen beiden Kindheitsfreundinnen im Auto – mit Maske natürlich – und eine der beiden bemerkte treffend, „Stellt euch vor, jemand hätte uns vor einem Jahr ein Foto gezeigt, von uns hier im Auto. Wir hätten doch keine Ahnung gehabt, was abgeht.“ Und fast scheint es, als hätte das wiederum mehr als ein Jahr später noch immer niemand (der Verantwortlichen).

Zu Recht gingen also einige angehende Maturant:innen vor knapp zwei Wochen auf die Straße und forderten u.a., dass die anhaltende Belastung endlich auch in den Anforderungen an sie berücksichtigt wird. Die Aktion kritischer Schüler:innen hatte zu diesem Zeichen aufgerufen, auch in Salzburg machten die Maturant:innen zweier Schulen von ihrem Recht auf Versammlung Gebrauch (Art. 20 AEMR). Ein guter Zeitpunkt also, um sich zu fragen:

Wie sehe ich die vergangenen zwei Jahre unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten?
Und was macht das mit mir?

Diesen Fragen stellten sich insgesamt knapp 40 Studierende dreier Klassen der Schule für Sozialbetreuungsberufe und dem Kolleg für Sozialpädagogik der Caritas. Ein Gewinn, hoffentlich nicht nur für sie persönlich, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen – in Ruhe und zunächst ganz für sich. Anfang Dezember nannte AHS-Landesschulsprecher Stijn Maas das Klassenzimmer einen „Mikrokosmos der Gesellschaft“, wir – „die Gesellschaft“ – können uns also dankbar schätzen, dass die Studierenden uns nun diesen Einblick gewähren.

Wie geht es dir mit den aktuell geltenden Covid-Bestimmungen und welche Bezüge kannst du zu Grund- und Menschenrechten herstellen? Diese Aufgabenstellung bearbeiteten die Studierenden von Anfang Dezember bis Weihnachten – Ausgangsbeschränkungen zu dieser Zeit also geltend bis remittierend.

Wie sehen die Studierenden unserer Projektpartner:innen, der Caritas-Schulen, nun also die gegenwärtige (menschenrechtliche) Lage? Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen, haben wir vom Projektteam die, unserem Eindruck nach außerordentlich ehrlichen & reflektierten, Beiträge aufbereitet und laden euch ein, auch euch selbst diese Fragen zu stellen.

Für die Blogdiskussion bitten wir folgendes zu beachten:

  1. Hasskommentare jeder Art werden ausnahmslos gelöscht, wir begegnen uns auf Augenhöhe & eines jeden/ jeder Perspektive ist für die Diskussion wertvoll!
  2. Stände brauchen Punkte, versuche deine Meinung argumentativ aufzubauen. So gibst du anderen die Chance, deine Gedanken zu verstehen.
  3. Kritik ist hilfreich, wenn sie die Sache, nicht den Menschen kritisiert. In Meinungen sind Gemeinsamkeiten, wie Gegensätze enthalten, diese gilt es zu adressieren (siehe Punkt 2).

Übrigens, diese Woche ist der Sicherheit im Netz gewidmet.
Wir wünschen neue Erkenntnisse und viel Freude beim austauschen und diskutieren!

Lokale Herzenswärmer – die Kunst der Kleinsten

23.12.2021

„Hey, das können wir doch auch bei uns in Mattsee machen!“
Ein Volksschüler zeigte mit dieser Reaktion nicht nur seine Begeisterung für die Teilnahme an der „Herzenspost 2021“, sondern gleichleizeitig worauf es in der (lokalen) Menschenrechtsarbeit im Wesentlichen ankommt: Ein offener Blick, für das was vor uns liegt und die Bereitschaft dem Erblickten konstruktiv zu begegnen.

„Gemeinsam, nicht einsam“
war das Motto dieser Initiative von Autorin Dagmar Unterreiner in Kooperation mit dem ABZ Itzling, der Stadtteil:KULTUR Itzling, dem Projekt KECK der Kinderfreunde, der Volksschulen Pestalozzi, Itzling und Mattsee und dem Kindergarten II in Itzling.

Und „gemeinsam“ heißt Dialog, sich kennenlernen. Selbst wenn Weihnachten kein muslimisches Fest ist – wer sagt, dass es nicht gerade deshalb eine Gelegenheit sein kann, um über den Tellerrand zu blicken und sich kennenzulernen?

Um Gemeinsamkeiten zu sehen und Unterschiedliches zu überbrücken. Als Brücke diente auch die „Herzenspost“, die von wunderbaren und kreativen Basteleien der Kleineren bis zu solch herzlichen Briefen der Volksschüler:innen reichte. Insgesamt beteiligten sich rund 140 Kinder und bauten so eine Brücke zu den Älteren der Gesellschaft – denn was wäre eine Post ohne Adressat.

Die Pandemie setzt nicht nur den Jüngeren zu und wirft Fragen auf, wie was nun helfen kann um trotz erschwerter Umstände die Bildungsziele, die auf eine ganzheitliche Entfaltung der Persönlichkeit abzielen (Art. 29 KRK) zu verwirklichen; oder wie Chancengleichheit im Bildungsbereich (Art. 28 KRK) unter diesen Umständen gezielt gefördert werden kann.
Auch die Älteren, die Senior:innen, sind und waren von den Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus in besonderer Weise betroffen. Hier sei besonders die Freiheit des Kulturlebens (Art. 27 AEMR) erwähnt, wo Senior:innen, vor allem in Pflegeeinrichtungen, von starken Einschränkungen betroffen sind und keine Möglichkeit haben, am kulturellen Leben um sie herum teilzuhaben. Mit der „Herzenspost“ machten die Kinder also nicht nur Freude, sie halfen aktiv mit und brachten Kunst und Gefühl zu ihnen!

Versuch´s mal mit der Herzenspost“ rät Dagmar Unterreiner in ihrer Version von „Probier´s mal Gemütlichkeit“. Im kommenden Jahr ist eine Ausstellung mit einigen Werken der „Herzenspost“ der Kinder geplant, sowie eine Aufnahme der drei Strophen die Menschenrechte spielerisch vermitteln und leicht mitzusingen sind, gesungen von Volkschulkindern Itzling.

Versuchs mal mit ein bisschenMut
geh heute aus dem Haus heraus
und reiche lieben Menschen deine
Hand
auch wenn du jetzt noch traurig bist
und nicht darüber reden willst
es tut dir gut einen Menschen zu vertraun.
Was willst du sonst machen – wenn du einsam bist
du sollst heute lachen – und das gewiss
Die Menschen soll ´n gemeinsam gehen
und nicht vor geschlossenen Fenster steh `n
und wenn du wagst diesen Schritt zugeh `n
dann wirst du glücklich sein – das ist doch schön

Pandemiebedingt konnten sich die Senior:innen bisher nicht persönlich bei den Sendern der Herzenspost bedanken und auch der sozialräumliche Einbezug und damit die Anknüpfung an die Ausstellung „Menschenrechte am Zaun“ im Sommer 2020 und die Geschichten der „Schreibolympiade“ in diesem Sommer steht noch aus.

Kinder und Senior:innen zählen mit zu den besonders vulnerablen sozialen Gruppen der Pandemie. Vor allem altersgerechte Teilhabemöglichkeiten blieben in den vergangenen Monaten für beide auf der Strecke, psychische Belastungen nahmen zu. Umso wichtiger ist es nun, Handlungsspielräume aufzuzeigen und zu schaffen, sowie deren Bedürfnisse und Rechte sichtbar zu machen.

Das Echo zur „Herzenspost“ in Itzling war erstaunlich groß und erwärmt vielleicht auch bald die Herzen in anderen Stadtteilen Salzburgs. Denn Beteiligung und Sichtbarmachen von Handlungsbedarfen beginnen vor Ort und Kinder- und Menschenrechte werden durch Begegnung und Teilhabe erlebbar!

Ab 13.01.2022 geht es weiter, mit menschenrechtlichen Reflexionen der Studierenden der Caritas-Schule, Workshops im Andräviertel und gelebter kultureller Vielfalt in Itzling.
Mit gewärmten Herzen verabschieden wir uns in die Winterferien und wünschen eine gesunde, besinnliche und erholsame Zeit
!

Wo bleibt die „alte“ Solidarität?

17.11.2021

Seit dieser Woche gelten wieder neue Regeln zur Eindämmung der Pandemie bzw. des Infektionsgeschehens. Menschen, die noch nicht „vollimmunisiert“ sind, sind nun weitgehend vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen (2G) – das bringt nicht nur Arbeitgeber:innen und –nehmer:innen (insbesondere auch jene mit geringerem Einkommen, die in ihrer Tätigkeit nicht ins Homeoffice wechseln können) in eine nicht nur finanziell schwierige Lage, mit all ihren Konsequenzen, letztlich auch wieder für die Kinder. Denn diese entstandenen und noch entstehenden Ungleichheiten werden uns wohl noch lange nach Ende der Pandemie begleiten und uns als Gesellschaft herausfordern, die Waage (wieder oder endlich) ein Stückchen mehr ins Gleichgewicht zu bringen.

Aktuell wird auch an Schulen wiederum auf die Ereignisse und Herausforderungen reagiert – Elternabende werden auf ein online-Format umgestellt, Schulfeste abgesagt und Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Reagieren mussten die Verantwortlichen hier wieder einmal sehr schnell, denn noch vergangene Woche wurde von Regierungsmitgliedern und Landeshauptleuten wieder fleißig durcheinander informiert und die Verwirrung aller war, wieder einmal, groß. Das soll nicht zynisch klingen und natürlich sind die Geschehnisse im Leben, gerade auch in einer Pandemie nicht statisch, sondern unterliegen Schwankungen, die situationsangemessen und so klar wie irgend möglich beantwortet werden müssen. Und das „Wie“ ist entscheidend.

Doch neben einer sachlichen Debatte um das „Wie“ muss man sich wohl auch fragen, was es mit dieser neuen, einseitigen Solidarität auf sich hat? Ob geimpft oder nicht – wir sind alle betroffen und wünschen doch wohl niemandem ernsthaft den Tod, zumindest aber wohl keinem Freund oder Familienmitglied. Und was wiederholte Diskussionen um Schuld in einer so angespannten Lage verloren haben? Was helfen sie und warum wird anstatt geredet, nicht längst – vorausschauend, sachorientiert und bedacht – gehandelt? Beispielsweise zeigte sich auch bei anderen Impfungen, dass dreimaliges bzw. mehrmaliges und auffrischendes Impfen ausreichenden bzw. nachhaltigen Schutz bietet (auch Viren verändern sich ja) und mit einer weiteren „Welle“ gerechnet werden kann – was ohnehin viele erwarteten und unter anderem Salzburg jetzt deutlich spürt. Trotzdem finden diese Gesichtspunkte wenig und immer noch spät (und dann übereilt) Beachtung von den politischen Verantwortlichen. Emotionsgeladene Worte für etwas so reales wie das Virus und seine Folgen, die uns alle auf vielerlei Arten betreffen, hören unsere Ohren derzeit hingegen häufig und helfen wohl mäßig im konstruktiven Umgang Unsicherheit und Aufgewühltheit.

Ist möglicherweise ein Bild von Text „Erinnerungen an an mich selbst an schweren Tagen: Es ist okay, alles liegen zu lassen und nur für dich da zu sein. Es ist okay, vollkommen wie du dich gerade fühlst. Es ist okay sich Hilfe zu holen, wenn du nicht Die Umstände und/oder Erkrankung machen dich als Menschen nicht aus. allein sein willst. Auch dieser Tag geht vorbei. RAT aufDraht“
Kinder und Jugendliche finden bei Rat auf Draht und anderen Schutzeinrichtungen Hilfe.
Rat auf Draht ist dabei 24 Stunden, 7 Tage die Woche für euch da!

Wie lange hält der und die Einzelne und wir als Gesellschaft so viel Hin- und Her noch aus und kann man überhaupt noch mit Überzeugung von einem „wir“ sprechen, wenn bereits mehr und mehr Brüche, bis hinein in Familien, sich auftun? Und wie geht´s eigentlich den Schüler:innen, die wie die Erwachsenen, in den vergangenen 20 Monaten zahlreiche Déjà- vus erlebt haben? Hier hören wir in Workshops und Beratungen zwar viel Stärke und Hoffnung, doch auch immer mehr tiefgehende Resignation und Verzweiflung. Ein Bild, das auch der Anstieg an psychischer Belastung zeichnet.

Fragen über Fragen, auf die es wohl wenig zufriedenstellende Antworten gibt und die noch einen ausgiebigen Diskurs erfordern in dem Klarheit sich langsam zeigen kann. Schon jetzt gibt es jedoch wenigstens ein paar Dinge, die jeder von uns beitragen kann. Zum einen sollten wir uns alle, unabhängig von geltenden Regeln und Gesetzen, auf das Gute im Menschsein besinnen. Das heißt, versuchen unseren Mitmenschen – unabhängig vom Impfstatus oder anderen Gegebenheiten – auf Augenhöhe zu begegnen. Das heißt, Schwäche als Stärke anzuerkennen und zuzulassen, sich Zeit zu nehmen und auf sich achten – und auch Schüler:innen diese Zeit zuzugestehen und Leistung hintanzustellen! Das heißt, zueinander zu stehen (bildlich gesprochen) und dem Großmut Raum geben.

Denn der Gegner heißt nicht „Geimpfter“ oder „Ungeimpfter“, wir sehen ihn, wenn wir in den Spiegel schauen und können nur versuchen ihn zum Verbündeten zu machen. Es liegt an uns selbst, wie wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen, schauen wir hin und versuchen unser Möglichstes, auch in einigen Monaten oder Jahren uns selbst und unseren Nächsten noch in die Augen schauen zu können. Das mag manchmal und gerade jetzt schwer sein, aber es ist möglich. Und falls doch mal nicht, dann kann ein wenig Mut und ein ernst gemeintes „Tut mir leid“ so manches richten.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.
Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte

Schulabmeldungen – ein Versuch der Annäherung aus menschen- und kinderrechtlicher Sicht

19.10.2021

Mit Ende der Sommerferien wurde wieder besonders deutlich, was steigende Verunsicherung und Frustration nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie im schulischen Kontext mit sich bringen: sinkendes Vertrauen in (Bildungs-) Institutionen. Ob aus Sorge vor Erkrankung, Abmeldungen als Zeichen des (vermeintlichen) Widerstands gegenüber eines reformbedürftigen Bildungswesens oder geballtes New Age-Halbwissen, das übersetzt wird als Rechtfertigung für die Verweigerung des Schulbesuchs der eigenen Kinder und dabei zentrale entwicklungspsychologische Überlegungen weitgehend außer Acht lässt – die Gründe für eine Verdreifachung (in Salzburg wurde zwischenzeitlich von einer Vervierfachung berichtet) von Schulabmeldungen in diesem Schuljahr sind wohl vielfältig und bedürfen der weiterer Beobachtung.

Eines steht jedoch fest: Das Miteinander im Klassen- und Schulraum, das Aushalten und Finden von Kommunikationswegen bei Differenzen, das Erlernen sachlicher Diskussion zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen unter Gleichaltrigen, gemeinsames Spielen (Art. 31 KRK; und dabei Lernen!) in der Pause uvm. spricht – bei aller Zustimmung hinsichtlich der Notwendigkeit von Reformen und Verständnis für Frustrationen, gerade in Anbetracht der noch immer chaotischen Pandemieregelungen im Bildungskontext – für die Teilnahme am Unterricht, sofern physisch und psychisch irgend möglich.

Dieser Lern- und Sozialraum ist für das Herausbilden persönlicher und gesellschaftspolitischer Handlungskompetenzen nicht zu ersetzen, egal wie gut der heimische Methoden- und Materialkoffer ausgestattet sein mag. Ganz zu schweigen von der Frage, was eine zunehmende Fleckenbildung im primären Bildungsbereich in Sachen Chancengleichheit (Art. 28 KRK) und, wie es neuerdings heißt, der Ausbildung persönlicher „Bubbles“ nach sich zieht. Zusammenhänge mit zugrundeliegenden Einstellungen, resultierend aus vereinfachten Auslegungen einer grundsätzlich wichtigen und logischen Entwicklung hin zu mehr vernetzter Ganzheit im weitesten Sinn, liegen auf der Hand. Ohne zu sehr in darin liegende Psychodynamiken einzutauchen, obliegt es jedoch dem sich entwickelnden Kind, sich unterschiedlichen Sichtweisen anzunähern und für sich als (vielleicht auch nur vorübergehend) wahr zu befinden. Eine Auseinandersetzung mit der Welt braucht dabei die gegenseitige Einflussnahme Gleichaltriger auf Augenhöhe; denn ganz gleich wie autoritativ und zugewandt die Erziehung, in der Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen (allgemeiner zwischen „Jüngeren“ und „Älteren“) ist, sind Hierarchien der zugrundeliegenden Beziehungsdynamik immanent – und notwendig wie hilfreich für andere Entwicklungsschritte!

Doch „um ein Kind zu erziehen [sich seiner Selbst und seiner Stärken, Schwächen und Möglichkeiten, Grenzen bewusst werden zu lassen], braucht es ein ganzes Dorf“ (afrikanisches Sprichwort) und die inneren Repräsentationen, die in vielfältigen Begegnungen entstehen, sind umso stärker und lebendiger, je alltäglicher und greifbarer sie werden. In diesem Kontext dürfen neben Entwicklungs- auch Schutzaspekte des schulischen Alltags nicht außer Acht gelassen werden. So bildet das vielfältige Angebot vertrauensvoller Beziehungen zu Pädagog:innen, Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen und nicht zuletzt Peers in Kindergärten und Schulen den Grundstein für einen niederschwelligen und effektiven Schutz vor Gewalt (Art. 19 KRK). Freilich ist nicht allen Eltern, die ihre Kinder in den vergangenen Wochen vom Unterricht abgemeldet haben, zu unterstellen, dass ein grundsätzliches Gewaltpotenzial ersichtlich wäre. Betrachtet man jedoch einerseits die Komplexität des Gewaltbegriffs, andererseits die Dimensionen der aktuellen Entwicklungen stellen sich diese Fragen jedoch zwangsläufig auf systemischer Ebene, zumal Kinder und Jugendliche nicht nur in der Kernfamilie von Gewalt betroffen sein können und oftmals Schutzmotive, nebst und verwoben mit Schuld- und Schamgefühlen, gegenüber den eigenen Eltern und Geschwistern zum Tragen kommen können, was ein Kind ohne Bezugspunkte zu externen Vertrauenspersonen unter Umständen verzweifelt und einsam zurück lassen kann. Neben dem Stoppen der Gewalthandlungen an sich geht es dabei auch um psychische Wunden, die Gewalthandlungen verursachen (und weitertragen) können und die einer professionellen Begleitung, auch im Sinne einer tragfähigen sozialen Vernetzung, bedürfen.

Bundespolitisch wurde auf die jüngsten Entwicklungen der steigenden Schulabmeldungen bereits mittels Erlass reagiert. So fordert das Bildungsministerium beispielsweise u.a. ein „freiwilliges Reflexionsgespräch“ nach Ablauf des ersten Semesters. Im Sinne der der Objektivierung und Nachverfolgung des reinen Wissens-Zuwachs, mag diese Maßnahme Bildungsrückständen vielleicht entgegen wirken. Alles weitere, wie eine vielfältige Identitätsbildung, das Erlernen sozialer Kompetenzen und Interventionsmöglichkeiten bei Gefährdungslagen bleibt davon jedoch unberührt. Und hier ist aus kinder- und menschenrechtlicher Sicht sicherlich die Frage zu stellen um was es geht: Hört Bildung beim Wissenserwerb auf oder ist dieser, gerade im digitalen Zeitalter und der stets verfügbaren Informationsdatenbanken, zweitrangig und das worum es eigentlich geht – Lebensarten und –welten kennenzulernen, Bindungen einzugehen, sich selbst in der Annäherung und Abgrenzung zu v.a. Gleichaltrigen kennenzulernen, Vielfalt schätzen zu lernen (oder nicht zu verlernen sie zu schätzen), gemeinsames Lernen lernen können – bleibt im Heimunterricht zunächst vernachlässigt und ist auch durch beispielsweise kompensierende Vereinsmitgliedschaften oder gar eigens gegründeten „Lerngruppen“ nur bedingt zu ersetzen.

„Beginne mit dem Notwendigen, dann mit dem Möglichen und plötzlich wirst du das Unmögliche tun.“
Franz von Assisi

Zusammengefasst kann aus menschenrechtlicher Sicht festgehalten werden, dass es sinnvoll erscheint, aus der berechtigten Systemkritik an einer Änderung desselbigen zu arbeiten und an einer Veränderung struktureller Rahmenbedingungen mitzuwirken. Dass diese Veränderung langsam geschieht, liegt in der Natur der Sache und ist oftmals ärgerlich. Dieser Ärger ist jedoch eine treibende Kraft im Reformprozess, welcher an sich Herausforderungen und Lernbegebenheiten mitbringt, der die Beteiligung aller Akteur:innen – und nicht zuletzt der Kinder – braucht. Frei nach Brecht sollte man Schweres leicht angehen, um es zu bewältigen. Und dazu braucht es eine Portion Vertrauen in die Einbindung starker sozialer Netze und ein Möglich-machen durch Teamwork!

Wir empfehlen daher, für den Moment Abstand zu gesellschaftlichen, politischen und medialen Wahnsinnigkeiten zu wahren und lieber wieder einen Schritt aufeinander zuzugehen – Schulleiter:innen, Lehrer:innen, wie auch Eltern gleichermaßen. Denn die Kinder von heute, sind die Kinder von heute. Sie wissen noch nichts von metakognitiven Überlegungen, die möglicherweise, bewusst oder unbewusst, hinter der wachsenden Distanz zu Institutionen und letztlich auch deren Ressourcen stehen. Doch um sich ein eigenes Bild von der Welt und ihren Fugen machen zu können, das sie zukünftig (in einer Welt, in der wir als Erwachsene schrittweise nicht mehr Teil sein werden) für sich mitgestalten können, brauchen sie Gelegenheit diese Ressourcen zu erfahren.

Kinderrechte… gehen uns alle an!

Ist „Recht haben“ eigentlich das gleiche wie „Rechte zu haben“?
Was sind Menschenrechte und warum heißen sie nicht „Erwachsenenrechte“? Wie geht Vielfalt und ab wann kann, soll, darf, MUSS ich „Stopp“ sagen? Wie wollen wir unser Zusammenleben in der Schule gestalten und was kann jede:r Einzelne dazu beitragen?

Die ersten und zweiten Klassen der Mittelschule des Campus Mirabell haben sich mit diesen und anderen Fragen zu Beginn des Schuljahres beschäftigt und versucht, eigene Antworten zu finden. Denn Kinder- und Menschenrechte kennt man erst, wenn man sie erlebt!

Die Leiterin des IGLU, Manuela, heißt die Schüler:innen des Campus Mirabell willkommen. Auch sonst haben die Kids im Jugendzentrum Raum zum Spielen, Lernen und sich austauschen.

Jeweils einen Vormittag lang konnten die Schüler:innen das Jugendzentrum IGLU und ihre Mitschüler:innen besser kennenlernen und dabei spielerisch erfahren, was Kinderrechte sind und warum sie jede:n etwas angehen. Angefangen beim Recht auf Gesundheit und einer nahrhaften Jause, gemeinsam zubereitet; über das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit und damit einhergehend das Recht, seine Meinung frei zu äußern und dabei Vielfalt zu achten; hin zum Recht auf Bildung und der Frage, wie eine Schule eigentlich aussehen würde, könnten die Kids selbst entscheiden; bis hin zum Recht auf Schutz vor Gewalt und dem respektvollen Umgang sich selbst und Mitschüler:innen/Mitmenschen gegenüber. Die Kids waren fleißig und mit Spaß bei der Sache!

Die Kinder und Jugendlichen erarbeiteten gemeinsam, was einzelne Kinderrechte für sie und das Miteinander (in der Schule) bedeuten.

Bei all der Arbeit fehlt doch noch etwas, könnte sich der aufmerksame Leser nun denken. Na klar! Kinderrechte kennen- und leben lernen braucht Zeit, genauso wie Spiel und Freizeit essentiell für die Entwicklung eines jeden Kindes (und Menschen) sind.
Ob Billiard, Playstation (mit jugendgerechten Spielen) oder Tischtennis spielen, sich mal als DJ versuchen, tanzen oder einfach noch ein wenig (über Sorgen, Schönes und Kinderrechte) plaudern – die letzte Stunde entschieden die Schüler:innen, was sie mit ihrer Zeit gerne anfangen wollen und wie sie ihr Recht auf Freizeit gestalten möchten. Denn am Ende des Tages geht es in kinderrechtlicher Bildung vor allem darum, Kindern den Raum und die Zeit zu geben, sich zu entfalten!

Übrigens: Vergangenen Freitag am Weltkindertag in Salzburg, gab es neben gelungener Kinderrechtsfeste noch einen weiteren Grund zum Feiern! Das Jugendzentrum IGLU kann aller Voraussicht nach weiterhin genau so ein Raum bleiben, der Zeit für Kinder und ihre Anliegen schafft. Auch das Menschenrechtsschulteam freut sich, wenn die bisher so fruchtbringende Zusammenarbeit weitergehen kann und die Jugendlichen im Andräviertel ihren wichtigen Ort zum Sein und Werden nicht verlieren!

Herausforderungen in der (interkulturellen) Elternarbeit erkennen und konstruktiv nutzen

Wie kann eine partnerschaftliche Kommunikation auf Augenhöhe mit Eltern (aus verschiedenen Kulturkreisen) initiiert und aufrechterhalten werden?
Diese Frage stellen sich wohl viele Pädagog:innen in ihrer täglichen Arbeit.
Veronika Lippert, Obfrau der Elternwerkstatt in Wien, weiß aus eigener langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Eltern, wo eine Antwort darauf entstehen und gefunden werden kann.

„Geht´s den Eltern gut, geht´s auch den Kindern gut“, sagt Veronika Lippert. Und wenn wir wissen, was wir (oder Eltern) brauchen und wie wir das Gebrauchte erreichen, dann haben wir schon angefangen mit dem „gut gehen lassen“.

Mit einer gedanklichen Reise in die eigene Kindheit begann daher ein kurzweiliger und spannender Mittwoch kurz vor Beginn eines neuen Schuljahres für die Volksschullehrer:innen des Campus Mirabell. Denn wie so oft beginnen die Wege, auf denen die Antwort(en) auf diese und weitere Fragen zu finden sind in uns selbst und unserer eigenen Geschichte.

Beim „Power Walk“ zeigt sich besonders deutlich, wie Menschen mit verschiedenen sozialen Herkünften im Alltag begegnet wird, welche Chancen sie haben oder nicht haben und vor allen Dingen, wie sich diese Erfahrungen in den Schuhen eines anderen anfühlen.
Teilnehmer:innen erhielten Rollenkärtchen und bemerkten, wir sind zwar alle gleich, doch manche sind noch gleicher – zumindest was deren Möglichkeiten anbelangt.

Ich muss begreifen wollen, wo ich stehe, wie ich dorthin gelangt bin und was die Dinge, die ich bis hierher erlebt habe für mich bedeuten. Erst dann kann ich den Blick öffnen und meinem Gegenüber zuwenden – von woher auch immer dieser kommen mag.

Freilich, der Umgang mit (noch) fremden Einstellungen, Verhaltensweisen, Traditionen, Religionen und nicht zuletzt Sprachen stellt jede:n zunächst vor Herausforderungen. Gerade für Lehrer:innen in besonderer Art und Weise, wo doch vorausgesetzt wird, dass sich alle Beteiligten, Lehrer:innen wie Eltern, bereits am gleichen Ort befinden und in dieselbe Richtung marschieren und das meistens in einem mehr als zügigen Tempo. Da bleiben einige schnell auf der Strecke und „beide Seiten“ müssen Extrameter laufen. Wo also kann dieser Ort sein, an dem sich Lehrer:innen und Eltern treffen, und in dem sie bei aller Verschiedenheit doch gleich sind?

Die höchste Ehre aber und die tiefste Dankbarkeit können Sie mir erweisen, wenn Sie dahin schauen, wohin ich deute – auf das Kind.
~ Maria Montessori ~

(Interkulturelle) Elternarbeit braucht Zeit und Hingabe.
Um Eltern als Partner auf Augenhöhe zu gewinnen, sollten Lehrer:innen beginnen, diese als kompetente Verbündete zu sehen. Mit einem gemeinsamen Anliegen, das eigentlich auf der Hand liegt, doch im fordernden Alltag manchmal herunterfällt, kann ein gemeinsamer Weg durch das Schuljahr dann beginnen. Und wenn dabei (fast) alle gemeinsam und in einem einigermaßen gemütlichen Tempo gehen (20% verliert man immer ;)), kann man die Zeit gut nutzen, sich ein wenig kennenzulernen und spüren was man selbst und das Gegenüber zum Weitermachen braucht. Und weiter geht es so oder so. Der Weg, den diese Zusammenarbeit bereitet, ist der Grundstein für einen sicheren Pfad, dem die Kinder wiederum folgen und auf dem sie aufgefangen werden können, wenn sie stolpern.

Wussten Sie zum Beispiel, dass die Bildungsnähe und damit die Orientierung der Eltern doppelt so schwer auf den Lernerfolg der Kinder wiegt wie der Beitrag der Wissensvermittlung in der Schule (siehe dazu)? Damit Bildungsarbeit nicht zur Sisyphusarbeit wird, braucht es also die Beteiligung aller. Ein Tipp dabei von der Expertin: Aufgaben gilt es gezielt zu delegieren, wichtige Infos nach Möglichkeit in leicht bekömmlichen Häppchen zu teilen!

Mit leckeren Häppchen wurden Veronika Lippert & das Menschenrechtsschulteam an diesem Tag auch begrüßt.
Hier zum Beispiel genießt Josef Mautner einen saftig-leckeren, selbstgebackenen Kuchen.

Und wie geht das nun konkret mit der erfolgreichen Elternarbeit?
Neben einem Funken Neugierde oder zwei, drei Portionen Mut und einer Prise prinzipientreuer Gelassenheit des Lehrkörpers, können Räume helfen die zur Begegnung einladen. Es braucht dazu eine wohlwollende Grundhaltung in der Kommunikation klarer Grenzen. Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn ein Elterngespräch? Das hilft wohl niemanden, schon gar nicht Ihrem Kind, liebe Eltern.
Dann doch lieber bei einem Stückchen Kuchen im Elterncafé austauschen oder in vertraulichen Angelegenheiten zur Sprechstunde einladen. Denn am Ende des Tages heißt Elternarbeit auch und vor allen Dingen, Beziehungsarbeit und dafür braucht es Ruhe, Zeit, Verständnis und die Bereitschaft einander zu begegnen – vielleicht ja auch bald bei einem bunten Fest der Kulturen!

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.
~ Meister Eckhart ~

Einige Stimmen aus dem Kollegium zur schulinternen Lehrer:innenfortbildung (SchiLF) „Interkulturelle Elternarbeit“ zur Frage, was ihnen die Fortbildung gebracht hat:

  • Gute Beispiele und Ideen für die interkulturelle Elternarbeit
  • Positive Einstellung, Denkanstöße
  • Offenheit gegenüber dem Thema, neue Sichtweisen
  • Motivation, Sachen auszuprobieren
  • Andere Kulturen und Menschen in ihrer jeweiligen Situation besser verstehen durch persönliche Beispiele
  • Neuen Mut für die Elternarbeit im kommenden Schuljahr

Und was es jetzt noch braucht?

Weitere Vernetzung in und außerhalb des Kernteams, Unterstützung, Vertiefung und konkrete Planung – ein Glück, dass der gemeinsame Menschenrechtsschulweg im Andräviertel gerade erst begonnen hat!
Im Verlauf der nächsten zwei Jahre begleitet das Menschenrechtsschulteam die Reflexion und Weiterentwicklung der Elternarbeit und weiterer Themen am Campus Mirabell.

Veronika Lippert zeigt Wege auf, um zwischen Eltern und Lehrer:innen, „deiner“ und „meiner“ Kultur stabile und flexible Brücken zu bauen. Dabei immer im Blick: Die eigenen, wie auch die Bedürfnisse des Gegenübers, denn irgendwo müssen die Brücken ja Halt finden!

Zuletzt und mit den Worten einer teilnehmenden Lehrerin:

„Es war ein sehr abwechslungsreicher und kurzweiliger Tag.
Vielen Dank für den tollen Vortrag und Ihr Engagement!“